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St. Johannes-Bruderschaft Niederheide
Die St. Johannes-Bruderschaft Niederheide, die im Jahr 1999 ihr 75 jähriges Bestehen feiert, ging aus der Gesellschaft ,,Onger Oss” hervor. ,,Onger Oss” war eine lose Vereinigung lediger junger Niederheider Männer. Ihr Vorsitzender und Gründer war Heinrich Keller. Gemeinsame Ausflüge und Pflege der Geselligkeit hatten sie auf ihre Fahne geschrieben.
Silvester 1923 wurde in der Gaststätte Schüpper gefeiert, zunächst alt und jung getrennt. Doch zu Beginn des neuen Jahres beglückwünschte man sich gegenseitig, und aus der festlichen Stimmung heraus beschlossen alt und jung, künftig mehr zusammenzuhalten und im Jahre 1924 ein gemeinsames Fest zu feiern. Da in Niederheide zum größten Teil Landwirte ansässig waren, einigte man sich darauf, das Erntedankfest in besonders festlicher Weise zu begehen. Unter dem Einsatz von Heinrich Keller besorgte die Gesellschaft Onger Oss” zwei Tanzflächen, die Musik und die Kirmesbuden auf eigenes Risiko. Zusätzlich wurde noch eine Vogelstange gesetzt. Die älteren Mitbürger waren zunächst etwas skeptisch, doch die Beteiligung wurde Immer größer und das Fest fand allgemein großen Anldang. Während des Festes sollte nun der Vogel abgeschossen werden. Es herrschte große Freude, als Johannes Maaßen den Vogel von der Stange holte und damit der erste Schützenkönig von Niederheide wurde. Wo ein Schützenkönig ist, muß auch ein Verein her. Da die Gründung eines Schützenvereins jedoch auf den Widerstand der belgischen Besatzungsmacht stieß, wurde nach Rücksprache mit Pastor Firmenich aus Neersen unter Anleitung von Heinrich Keller und Wilhelm Mathes in der Gaststätte Schüpper die St. Johannes-Bruderschaft gegründet. Zu den Mitbegründern gehörten unter anderem noch Heinrich Schmitz, Matthias Brocker (Fließ), Matthias Brocker (Fonger), Franz Kerkes, Johannes Maaflen. Als Schutzpatron wählten die Gründungsmitglieder den Heiligen Johannes den Täufer, den Namensheiligen des ersten Schützenkönigs der neuen Bruderschaft. Zum ersten Präsidenten der St. Johannes-Bruderschaft wurde Johannes Maaßen gewählt. Er trug dieses Amt 30 Jahre und setzte sich in aufopferungsvoller Weise und mit großem Idealismus zum Wohle der Bruderschaft ein. Zum ersten Vorstand gehörten ferner u. a.:
Wilhelm Mathes, Stellvertreter des Präsidenten
Heinrich Keller, 1. Schriftführer
Franz Kerkes, 1. Kassierer
Am 31. Januar 1926 hatte das jahrelange Joch der Belgischen Besatzungsmacht ein Ende. Es herrschte ungeheurer Jubel unter der hiesigen Bevölkerung. Das färbte sich auch auf das Schützenfest ab. Das Feiern nahm kein Ende. Am 25.08.26 hatte ein Sohn der Honschaft, Anton Kreuels, seine Primitz und die unvergessene Lehrerin Frl. Brockes feierte Ihr 25 jähriges Dienstjubiläum. Trotz der zunächst geringen Mitgliederzahl wurde 1925 eine Sammlung für die Anschaffung einer Fahne veranstaltet. Dank der großzügigen Spende von Frau Oetker konnte noch im gleichen Jahre eine Fahne mit dem Bildnis des Heiligen Johannes des Täufers angeschafft werden. An dieser Stelle möchten wir einen Auszug aus den Satzungen geben:
§ 2 Zweck
Getreu dem Wahlspruch der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften: ,,Für Glaube, Sitte, Heimat” stellen die Mitglieder der Bruderschaft sich die Aufgabe:
a) die religiöse Lebensbetätigung unter den Mitgliedern zu fördern,
b) den Brudergedanken zu vertiefen, die christliche Nächstenliebe zu pflegen und sie in die Tat umzusetzen,
c) die Liebe zur Heimat wachzuhalten, das althergebrachte Brauchtum, insbesondere die Heimat- und Schützenfeste zu pflegen und zu erhalten,
d) zur Gesundung des öffentlichen und privaten Lebens im Sinne christlich-abendländischer Kultur und Sitte beizutragen.
,,Die St. Johannes-Bruderschaft 1924 Niederheide verfolgt ausschließlich und unmittelbar christliche und gemeinnützige Zwecke. Etwaige hierbei erzielte Gewinne dürfen nur zu satzungsgemäßen Zwecken verwendet werden. Eine Verteilung der Gewinne auf die Mitglieder ist ausgeschlossen.”
I m Laufe der Jahre wuchs die Zahl der Mitglieder ständig und es bildeten sich immer wieder neue Schützenzüge, die mit zur Verschönerung des jährlich gefeierten Schützen- und Heimatfestes beitrugen.
Da Niederheide in früheren Jahren zur Pfarrei St. Maria Empfängnis in Neersen gehörte, war die Meßfeier in der Pfarrkirche in Neersen. Herr Pfarrer Leuchter, der langjährige Präses der Bruderschaft, übernahm die Krönung des Königs, die bis dahin der Präsident vorgenommen hatte. Durch die Änderung der Pfarrgrenzen gehört Niederheide seit den 70er Jahren zur Pfarrei St. Hubertus in Schiefbahn. 1970 wurde Pfarrer Dr. Brück Präses der Bruderschaft, und 1986 Ehrenpräses der St. Johannes-Bruderschaft. Der Festgottesdienst wird jetzt in der Klosterkirche St. Bernhard, die am 6. Oktober 1962 feierlich eingeweiht wurde, gehalten. Anschließend treffen sich die Bruderschaftsmitglieder zum Frühstück und Frühschoppen imVereinsiokal Niederheider Hof.
Von 1930 bis 1969 wurde in Niederheide auch das Martinsfest begangen, wobei der jeweilige Schützenkönig als St. Martin dem Zug voranritt. 5 Jahre später wurde der St. Martins Verein Niederheide gegründet.
Seit Bestehen der Bruderschaft ist das Schützen- und Heimatfest gesellschaftlicher Höhepunkt inNiederheide. Es wird jeweils am dritten Wochenende im August (Sonntag) gefeiert. Die Festlichkeiten beginnen am Sonnabend, seit 1998 wird das Fest mit der Niederheider Sommernachtsparty am Freitag feierlich eröffnet. Mit dem Maiensetzen am Samstag treffen sich die Mitglieder zum Kirchgang. Anschließend wird am 1952 errichteten Ehren-mal für die Gefallenen, Vermißten und Verstorbenen der Bruderschaft in stillem Gedenken ein Kranz niedergelegt. Beim Frühkonzert im Festzelt werden verdiente Schützen mit einem Orden ausgezeichnet.
Am Montag wird der Schützenkönig für das kommende Jahr ermittelt. Die Krönung ist seit den 70er Jahren auf den Dienstag verlegt, somit erhält auch derAbschlußabend ein festliches Gepräge. Die Galaparade am Montag zieht immer viele Besucher aus den Nachbargemeinden an. An allen Abenden des Schützenfestes spielt im Festzeit die Musik zum Tanz. Das hier gute Stimmung herrscht, ist im näheren und weiteren Umkreis von Niederheide bekannt.
Von 1954 bis 1975 war Peter Schüpper 1. Vorsitzender der St. Johannes-Bruderschaft und anschließend Ehrenpräsident. In seiner Präsidentschaft hat er mit viel Mühe und persönlichem Einsatz mit dazu beigetragen, daß die Bruderschaft bereits 1974 165 Mitglieder zählte. Sein größter Wunsch war es, daß der Geist der St. Johannes-Bruderschaft auch in der Zukunft erhalten bleibt und neue Freunde findet.
1976 wurde Hans Brocker neuer Präsident der Bruderschaft, der sich den Leitspruch: ,,Die Tradition bewahren, aber sich Neuerungen nicht verschließen” auf die Fahne geschrieben hat. Der Jägerzug ,,Niederheyer Bösch” schickte 9 Mann zu Fuß zum Kölner Dom, davon kamen 6 an. Die mehrere 100 Liter Wetteinsatz wurde in der Gaststätte Josten ohne große Anstrengung vertilgt.
Über 16 Schützenzüge marschierten 1977 über die Straßen in Niederheide. Die Pfarrkirche in Schiefbahn erlebt ihren wohl schwärzesten Tag. Im Seitenschiffloderte am 2. März der rote Hahn. Der erste Hausfrauennachmittag stand Schützenfest-Dienstag auf dem Programm und war mit über 1200 Frauen sehr gut besucht.
Auf der Generalversammlung 1978 wurde die Idee vorgetragen, ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Dieter Zitzmann erstellte kostenlos alle Pläne und die gesamte Statik. Peter Dühr übernahm als Polier die Leitung der Bauausführung. Freitag, der 14. April 1978 erschien kurz nach 17 Uhr Peter Peiffer mit seinem Bagger und machte die ersten Erdumwälzungen für das neue Bruderschaftshaus. Die Grundsteinlegung des ,,Niederheider Hofes” wurde von hoher Prominenz besucht. Präses Dr. Brück, Dr. Lamers, Stadtdirektor Hüser, Major Davies und viele andere wurden von Hans Brocker begrüßt. Über 600 Besucher verputzen 3 Spanferkel, 500 Grill-würste und 10 Hektoliter Faßbier.
Mit großer Freude konnte 1979 der ,,Niederheider Hof‘ nach nur 1 1/2 Jahren Bauzeit, der neu gestaltete Festplatz und der moderne Schießstand feierlich eingeweiht werden. Die Bruderschaft begrüßt erstmalig den Burda Verlag in ihrem Festzelt.
1980 wurde unter der Leitung von Friedhelm Kupp die Schießsportabteilung gegündet. Viele erfolgreiche Schützen brachte sie hervor: Armin Tobay, Uwe Tobay, Petra Tobay, Stefan Uerscheln, Thomas Sprünken, Willi Ranff, Christian Schreiber, um nur einige zu nennen. Horst Bombis wurde König und was bisher auch einmalig in der Geschichte ist, seine vier Töchter wurden Hofdamen.
August Peters, jahrelang Priester in Schiefbahn, wird 1981 zum Weihbischof der Diözese Aachen ernannt. Über 300 Schützen und rund 200 Musiker wurden 1982 auf den festlich geschmückten Straßen in Niederheide gesehen. Am 8. Dezember 1984 wurde unser Festplatz mit einer großen Baumpflanz-Aktion umgestaltet. 230 Bäume, die meisten wurden gespendet, wurden von den Mitgliedern und Freunden der Bruderschaft gepflanzt. Es dämmerte bereits, als Weihbischof August Peters als letzter Ehrengast seinen Baum pflanzte.
1985 wird Pfarrer H.G. Steves neuer Präses der Bruderschaft. 22 Schützen-züge marschieren in Niederheide. Horst Bombis führt erstmalig das Regiment als General an und löst somit Hännes Peiffer ab, der dieses Amt seit 1971 inne hatte. Am 15.05.1982 wird Hännes Peiffer zum ersten Ehren-general der Bruderschaft ernannt. Er erhält als erstes Mitglied der Bruderschaft einen Ehrendegen. Für seine außerordentlichen Verdienste für die Bruderschaft wird Hännes Peiffer 1985 zum Ehrenmitglied ernannt. Die Montagsparade fällt wegen starken Regengüssen aus, so daß König Karl-heinz Weeber die Parade im Zelt abhält.
Am 2 1.12.1986 trafen sich 46 Mitglieder aus 7 Jungschützenzügen und gründeten die Jungschützenabteilung. Die beteiligten Züge waren: Johannesschützen, Steile Brise, Flotte Sohle, Flotte Jonges, Kadetten, Niederheyer Jonges und Om Letzte Stipp. Jörg Model wurde der erste JungschützenVorsitzende, Erik Wolf -Vertreter, Andreas Kluthhausen - Kassierer, Stefan Kröppel - 2. Kassierer, Dirk Osburg - 1. Schriftführer, Mario Brocker - 2. Schriftführer.
Im Mietshaus direkt neben dem Niederheider Hof wird 1987 Richtfest gefeiert. Auf der Generalversammlung 1988 wird Friedhelm Mainka mit überwältigender Mehrheit zum neuen Präsidenten der St. Johannes-Bruderschaft gewählt. Die Bruderschaft hat jetzt 430 Mitglieder. Auf dem Speicher findet Hans Weuthen das Zugsilber von Freialdenhoven. Als Dank marschiert eine Abordnung aus Freialdenhoven auf unserem Schützenfest mit.
Das Kostümfest fiel 1991 erstmals wegen des Golf-Krieges aus. Erhard Kluge, der erste Pächter des ,,Niederheider Hof‘ wurde durch Thomas Maaßen, Beate und Wolfgang Nimczyk abgelöst.
Inzwischen wird der ,,Niederheider Hof” von Ute Göllner geführt
Hans-Peter Schmitz löst 1993 Horst Bombis als General nach 8 Jahren ab. Am 2. März wurde trotz Unterschriften-Aktion das ,,Alte Bruderschaftshaus” abgerissen. Auch der uralte ,,Kaschtaieboom” fällt dem Abreißkommando zum Opfer. Das Fußballturnier wird erstmalig nicht nur für Jungschützen, sondern für die gesamte Bruderschaft ausgerichtet. Der Erlös geht einem sozialen Zweck zu. Johannes Bäumges ist Vorsitzender der Jungschützenabteilung.
25 Schützenzüge marschieren erstmalig 1994 durch die Honschaft Nieder-heide. Der erste Jungschützenprinz wird ausgeschossen, Sieger nach einem spannendem Wettkampf wurde Peer Cox.
N iederheide und Schiefbahn haben keinen eigenen Priester. Gott sei Dank haben wir noch unseren Ehrenpräses Dr. Brück, der alle Aufgaben übernimmt. Wie z.B. Krönung des neuen Königs. Wir können aufatmen. Mit Otto Kaempffer hat Schiefbahn 1995 wieder einen Priester und die Bruderschaften wieder einen Präses.
Die ersten Erfolge im Schießsport stellen sich wieder ein. 1996 wurde Michael Liethen Bezirks-Schüler-Prinz. Neuer General wird 1997 Wolfgang Cox. Eine Schützenabordnung aus Rehau marschiert und feiert 1998 erstmalig bei uns mit. Nachdem Michael Wynands nach Rehau gefahren ist und die Leute dort kennengelernt hat, lud er sie nach Absprache mit dem Vorstand zu unserem Schützenfest ein. Die ersten Kontakte knüpfte man im Internet. Uber 30 Schützen von der St. Johannes-
Z ur Zeit hat unsere Bruderschaft 480 Mitglieder. Im Laufe der Jahre sind die Aufgaben gewachsen. Seit vielen Jahren veranstaltet die Bruderschaft den Pfingst-Frühschoppen. Der Erlös kommt immer einem sozialem Zweck zugute. Viele Krankenbetten konnten bereits mit dem Geld angeschafft werden. Aber auch mal Spielzeug und Spiele für Kindergärten oder aber Geld wird durch unseren Herrn Pastor einer Familie in Not übergeben.
Glaube, Sitte, Heimat, das die Gründerväter auf unsere Fahne gestickt haben, gilt bei uns noch was. Jedes Jahr in der Weihnachtszeit veranstaltet die St. Johannes-Bruderschaft ein Altenfest im ,,Niederheider Hof‘. Zum Service gehören auch das Holen und Bringen unserer älteren Mitbürger. Auch ein Pfarrfest wäre ohne uns undenkbar. Entweder werden Würstchen gegrillt oder Getränke ausgeschenkt. Ebenso haben wir Pater Andreas bei der Reparatur der Klosterkirche unterstützt. Die Kevelaer- Wallfahrt gehört ebenfalls zum Pflichtprogramm wie viele andere Kleinigkeiten.
Bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß dieser Gedanke noch lange weiterleben wird und daß wir alle das l00jährige Bestehen im Jahre 2024 feiern können. Schwere Zeiten wurden schon durchgemacht und es werden vielleicht auch wieder welche kommen. Aber solange wir, die Mitglieder, uns so gut verstehen und wir weiter hinter der Sache stehen, kann eigentlich gar nichts passieren. Denn gerade die Größe unseres Festes macht die gemütliche Familienatmosphäre aus, hier wo jederjeden kennt. Und das ist es doch, was Niederheide so schön macht. Denn wie heißt es doch in unserem Lied so schön:
In Niederheide, ja, da ist es doch am schönsten, wo meine Wiege stand, wo ich gespielt als Kind. taratata
In Niederheide, ja, da ist es doch am schönsten, da wo auch Vater und Mutter zu Hause sind.
Marcus Schreiber
Quellenverzeichnis: Festbücher, Berichte von Heinz Mispelbaum